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Ein typische Dialogregel lautet: Ich spreche nur in der ich-Form. Ich verwende in meinen Sätzen weder "man" noch "wir", weil ich über mich, nicht über die Menschen überhaupt spreche. Natürlich kann man solche Regeln verschieden restriktiv interpretieren. Im Setting kann ich mir anfänglich das "man" ganz verbieten, oder ich kann es nur in modalen Konstruktionen zulassen, die andere Menschen frei lassen. Ich höre etwas anderes, wenn ich höre "man muss ..." als wenn ich höre "man kann ..". Eine andere Regel(gruppe) lautet: Ich spreche nicht zu einzelnen Menschen im Kreis, sondern in die Mitte. Ich verzichte aufs Kommentieren. Ich gebe und erwarte keine Antwort. Ich stelle Fragen, aber ich frage mich. Ich ziehe niemanden durch an ihn gerichtete Fragen zur Verantwortung und ich werde von niemandem zur Verantwortung gezogen. Ich mache keine "objektiven" Aussagen, sondern spreche über das, was ich für wahr nehme. Die Regeln werden vor dem Dialog erläutert und begründet. Man kann die Uebung mit einer Moderation beginnen, was am Anfang, also im Uebergang zum bewusst gemachten Dialog sinnvoll scheint. Im Dialog entwickeln die Teilnehmenden ihre Moderationsfähigkeiten und heben so die Moderation auf. Die Regeln sind immer Gegenstand des Dialoges, alle Teilnehmenden achten auf die Regeln und verändern sie nach Sinn und Bedarf. Ich betrachte die Regeln nicht als Anweisungen, an die sich jemand zu halten hat, sondern als operative Beschreibungen davon, mit welcher Dialogübung die Dialoggemeinschaft bewusst praktiiziert. Die Funktion der Regeln besteht darin, meine Aufmerksamkeit zu leiten. Ich achte darauf, wo ich von den Regeln abweiche und weshalb. So erkenne ich, wie ich mir den Dialog vorstelle. Die Regeln geben mir die Möglichkeit einfach und operativ über den Dialog zu sprechen. Indem ich die Regeln untersuche, lenre ich den Hintergrund oder die Philosophie Dialoges zu verstehen. Ich vertiefe mich in eine Philosophie, deren Relevanz ich durch meine Dialogpraxis erfahre. |
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